Zuchtbuch im Landesverband der Rassegeflügelzüchter Westfalen-Lippe
Aus einer Idee des noch jungen Bernhard Grzimek, die er „Nutzprobe“ nannte, entwickelte sich ein Zuchterfassungssystem, das heute ein bedeutendes Hilfsmittel für erfolgreiche Rassegeflügelzüchter ist. Der heute noch bekannte Professor Grzimek hatte damals, unter den Geflügelzüchtern, Personen gesucht die bereit waren über die Zucht Aufschreibungen zu machen. Monatlich war Legeleistung, Brutresultate und Aufzuchtsergebnisse zu berichten. Seit 1936 hat man im BDRG diesen Gedanken in die Tat umgesetzt und damit den Grundstein für das heutige Zuchtbuch gelegt.
Warum denn eigentlich Zuchtbuchführung?
Diese Frage habe ich mir persönlich seit Jahren immer gestellt und mich im einzelnen damit befaßt! Alle Landesverbände im BDRG führen seit Jahrzehnten das Zuchtbuch und weisen hervorragende Ergebnisse auf. Dies sollte einigen Pessimisten unter uns zu denken geben!
Unser heutiges Gesellschaftsleben mit modernen Medien wie Telefon, Radio, Fernsehen, Computer und Videoaufzeichnungen wird durch Informationen sehr stark geprägt. Wir können anhand dieser Beispiele ersehen, dass die Informationsfülle und der dadurch entstandene Wissensstand die Gesellschaft beeinflusst hat und zu immer neueren Erkenntnissen führt und zu neuen Maßnahmen zwingt.
Wie aber lassen sich diese modernen Medien und Gedankengut auf die heutige Rassegeflügelzucht anwenden?
Wie viele Informationen liegen den Züchtern vor?
Sind wir auf diesem Gebiet in Westfalen-Lippe rückständig?
Das sind Fragen, die uns bzw. den Landesvorstand beschäftigen sollten. Wir wissen wie viele Mitglieder wir im BDRG, in unserem Landesverband, im Kreisverband und in den Ortsvereinen haben. Wir wissen auch anhand der abgegebenen Bundesringe wie viel Tiere jährlich beringt worden sind. Aber welche Informationen haben wir über unsere Rassen. Nur Informationen aus dem Standard! Stimmen diese Angaben mit der Wirklichkeit im einzelnen überein. Was wissen wir über die Befruchtung, den Schlupf, die Legeleistung und die Ausstellungserfolge des Groß- und Wassergeflügels, der Hühner und Zwerghühner. Wer kann uns Auskunft über die durchschnittliche Nachzucht pro Taubenpaar geben.
Wo bleibt da unsere Statistik und Information?
Die Information über das sogenannte „rote Buch“, das seit Jahren durch unseren LV-Verband zusammengestellt wird, ist als Nachrichtenvermittlung für unsere Züchter hervorragend. Aber wo ist das Zuchtbuch mit seinen Statistiken im LV Westfalen-Lippe?
Ist es nicht an der Zeit, uns gemeinsam darüber Gedanken zu machen und uns ein wenig von dem was in unserem täglichen Leben oftmals übertrieben zuviel erfasst wird, in der Rassegeflügelzucht zu verwirklichen. Die in den anderen Landesverbänden geführten Zuchtbücher beweisen das Vitalität, Zuchtleistungen und Schönheitsmerkmale kein Zufall sind, denn sie werden Vererbt auf die Nachzucht! Das Zuchtbuch, ob im Computer oder handschriftlich auf dem Papier stellt dem Züchter Daten für die unerlässliche Selektion zur Verfügung um einen Überblick zu erhalten.
Die Zuchtbuchführung vermittelt den züchterischen Wert jedes einzelnen Tieres, der Zuchtstämme und den Paaren. Nur über und durch das Zuchtbuch lässt sich jederzeit feststellen, aus welchen Stämmen oder Zuchtpaaren die Tiere mit den besten Aufzucht- und Ausstellungserfolgen sowie mit der besten Frohwüchsigkeit und den guten Legeleistungserfolgen abstammen. Das Zuchtbuch sagt dem Züchter mit welchen Tieren es sich lohnt weiterzuzüchten und mit welchen nicht. Das heißt für die Praxis der Rassegeflügelzucht schnellere Zuchterfolge, da es keine Zufallspaarungen geben sollte, sondern nur durch gezielte Zusammenstellungen der Zuchtpaare und Zuchtstämme. Durch diese gezielte Verpaarung entstehen dem Züchter wesentlich geringere Haltungskosten, denn weniger Zuchttiere durch zielbewusste Auswahl nach Zuchtwert bedeutet, dass weniger Jungtiere aufgezogen werden müssen um zum Erfolg zu kommen. Hierdurch werden die Futterkosten erheblich gesenkt. Außerdem weiß jeder Züchter aus der Praxis, dass Überbesetzung in der Jungtier- und Aufzuchtszeit nur Stress und Krankheit bedeutet und für den Züchter unnötige Verluste bringt. Aus dieser Überlegung heraus sollte man daher nichts dem Zufall, sondern mit einem gutgeführten Zuchtbuch verfahren
„Zuchtbuchführung ist die Grundlage jeder Zucht“
In der Satzung des BDRG,Abs.2. Zuchtbuchführung heißt es: Das Fundament jeder planmäßigen Zucht ist die Stammbaumzucht oder, besser gesagt, die Zucht mit Abstammungsnachweis (Zuchtbuchführung). Es ist ein großer Aufgabenbereich der von einem einzelnen Züchter nicht bewältigt werden kann. Deshalb geht meine bitte nicht nur an den LV-Vorstand, mir die nötige Rückenstärkung zu gewährleisten, sondern auch an alle hessischen Züchter mitzuma-chen damit im Landesverband der RassegeflügelzüchterWestfalen-Lippe für die Zukunft das Zuchtbuch mit Erfolg geführt werden kann.
Warum also Rassegeflügelzucht ohne Zuchtbuchführung?
Das Zuchtbuch widmet sich der Erforschung und Entwicklung der Rassen des Hausgeflügels jeder Art und erstrebt die Vertiefung der Zuchtarbeit. Die Forderung nach standartgemäßer Schönheit wird ebenso bejaht wie die nach Lebenstüchtigkeit, Vermehrungsfähigkeit und artgerechter Nutzleistung. Dies Beinhaltet, dass die Leitlinien des Tierschutzes voll integriert sind. (Jede Rasse soll nur so viele Eier legen, als es ihre Gesundheit und Lebenskraft zulässt) Eine Rasse kann nur durch den Abstammungsnachweis intensiv erforscht werden. Das äußere Erscheinungsbild reicht nicht aus. Es gibt, auf Dauer gesehen, keine erfolgreiche Zucht ohne Abstammungskontrolle. In der gesamten Tier- und Pflanzenzucht ist die Zucht ohne Abstammungskontrolle nicht mehr denkbar.
Warum noch Rassegeflügelzucht ohne Abstammungsnachweis?
Das Zuchtbuch erstrebt deshalb auch die laufende Beratung und Betreuung aller Zuchten die dem Verband hessischer Rassegeflügelzüchter angeschlossenen Vereinen durch die Kreis- und Vereinszuchtwarte an.